S&T mischt bei der Energiewende kräftig mit (Wirtschaftsblatt, 30.1.2015)

30.01.2015 | Austria

20 Prozent EBITDA-Wachstum in den ersten neun Mona­ten 2014, erstmals in der Geschichte Dividenden, eine zentrale Position im Smart-Grid-Markt und eine beein­druckende Projektpipeline. S&T muss man zurzeit mögen.

Selten gingen wir mit einer Aktie so unmissverständlich ins Gericht wie mit S&T. An­gesichts der ehedem verfüg­baren Quartalszahlen kam uns An­fang 2011 das „Grauen“. Die Tage des Wiener IT-Dienstleisters schienen ge­zählt. Zum gleichen Zeitpunkt schrieb das heute dominierende Unterneh­men hinter S&T eifrig an seiner Er­folgsstory: Die Linzer Quanmax AG (früher Gericom) machte mit Wachs­tumszahlen von sich reden und war längst im heute so wichtigen Cloud Computing aktiv. Quanmax über­nahm S&T Ende 2011 mehrheitlich und fusionierte 2012 endgültig.

In Börsenforen wurde die in Frank­furt notierte Quanmax ab 2009 von einigen wenigen diskutiert. Wer da­mals Mut hatte, kaufte um die 60 Cent, stand Höhen und Tiefen durch und hält heute unter dem Namen S&T ein Papier mit rund 3,25 €. Zu­letzt gab S&T im Oktober 2014 ordentlich Gas und wertete innerhalb weniger Wochen fast 40 Prozent auf. Hintergrund war ein Smart-Energy­Auftrag über 20 Millionen US-$ – der bisher größte der Firmengeschichte.

Mit dem Aufschwung von gut 2,50 € auf über 3,50 € wurde eine Kursmarke gesetzt, an der die Aktie seitdem erfolglos arbeitet. Derzeit geht es wieder abwärts in Richtung einer Barriere von 3,18 €. Aus unserer Sicht stehen hinter der starken Ent­wicklung aber Bedingungen, die die Aktie auf lange Zeit attraktiv machen.

Dividendenversprechen
Erstmals gibt es 2014 eine Dividende (0,06 €). S&T hat zwar keine gewinn­bezogene Richtlinie. Doch: „Sie wird immer gleich oder mehr als im Vor­jahr sein“, verspricht CEO Hannes Niederhauser. Er ist mit 14,9 Prozent Aktionär und lebt abgesehen von 500 € Grundgehalt von der Dividende. Gleichzeitig wurden dem Manage­ment 2014 420.000 Aktienoptionen in Aussicht gestellt (Laufzeit vier Jahre, Wert 36,22 Cent). Das Interesse der Führung am Kurs sollte gegeben sein.

Die Weichen dazu sind gestellt: Die EU verlangt, dass bis 2019 80 Prozent der Haushalte mit intelligenten Stromzählern (Smart Meters) ausge­stattet sind. „Ein 40-Milliar­den- €-Markt“, so Niederhauser, der vor einem Jahr erst in den Markt ging. Insgesamt sind 200 Millionen Stück erforderlich, um die EU-Quote zu er­füllen. Von derzeit installierten zwölf Millionen Smart Meters stammen vier Millionen von S&T.

Der Sektor Appliances, zu dem Smart Energy gehört, wuchs um 66 Prozent, verglichen mit S&T-weiten sechs Prozent. Die EBITDA-Marge beträgt 17 Prozent (Konzern: sechs Prozent). Investitionen in M&A dürf­te es angesichts dessen demnächst nicht geben: „Ich brauche keine Zu­käufe, wir können dank Smart Grid organisch schnell wachsen“, so Nie­derhauser zum WirtschaftsBlatt. Die unrentable Hardware hingegen wird stark reduziert. Die Devise: „Keine Hardware ohne Service.“ Gleichzeitig soll der Ausbau von Cloud-Diensten die Margen weiter steigern. Bei Security entfalle bereits der halbe Umsatz auf Cloud-Dienste (z.B. virtuelle Firewalls). „Das hat die Margen sehr gut gesteigert. Ich brauche kein Kastl mehr zu verschi­cken“, so Niederhauser. „Unser bes­ter Verkäufer war Edward Snowden. Wir haben drei Staaten mit der ,Steel Cloud‘ ausgerüstet, die das Land nicht verlässt“, so Niederhauser zum neuen Sicherheitsbedürfnis. Aktuell liefen bei S&T Pilotprojekte für mögliche Aufträge im Wert von drei Milliarden €.       

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